ARP 2600 als Insert FX

ARP 2600 als Insert FX
ARP 2600 als Insert FX

Der ARP 2600 als Insert FX

Sind wir nicht verrückt? Also ich und Ihr, die wir verzückt vor einem Haufen Elektronikschrott sitzen und den Lautäußerungen von Elektrizität lauschen? Aber so ist es – alles ist zutiefst lebendig. Und manche von uns spüren das nirgendwo deutlicher als in der Ausbeute, die wir aus der kontinuierlich sicheren Stromlieferung aus der Steckdose beziehen, in Klänge gewandelt durch die Ehrfurcht gebietende Schönheit der Schaltkreise. – Ein wahrhafter Götzendienst, der dann endet, wenn der Strom ausgeht, oder eines der heißgeliebten und -gelaufenen Bauteile selbst den Weg ins Nirvana antritt.

Wollen wir nicht alles wissen? Alles erleben und alles erforschen, was diese Welt uns bietet? Mir geht es nicht anders. Und ob meiner Affinität zu elektronischen Klängen stellt sich mir heute die Frage: Was im Speziellen bietet mir ein ARP 2600 als Insert FX?

Jedes Eurorack Modul kann als Effektschleuder herhalten. Ein bisschen den spektralen Gehalt von Audioaufnahmen verändern, etwas mehr Bass hier, mehr Höhen dort, mit der Lautstärke spielen, u.s.w.

Da kompakte Synthesizer ja alles mitbringen, womit sich das Summen der rohen Oszillatoren durch mehrere Metamorphosen zu einem Klang formen kann, braucht man nur nach einer Möglichkeit zu suchen, statt der Oszis ein externes Signal einzustöpseln und erlebt etwas.

Mein heutiges Erlebnis teile ich mit der Welt.

Das Ausgangssignal

…ist ein Song, den ich für diesen Zweck ein bisschen ausgedünnt habe, damit es nicht allzu wild wird und wir den Überblick behalten. Für dieses Eingangssignal, vorher in Mono konvertiert, dient nun der ARP 2600 als Insert FX.

Das Ergebnis

… ist derselbe Song, allerdings am Schopf durch die Elektronik des ARP geschliffen. Alle paar Takte wurden die Parameter und die Verkabelung (ja richtig, die Kiste ist doch halbmodular) neu eingestellt.

Danach ist nichts mehr wie es war. Es wurden der Envelope Follower, das Filter (durch Addition des invertierten Eingangssignals auch als Hochpassfilter oder quasi – Bandpass nutzbar!), der Ringmodulator, die Oszillatoren (als Modulatoren für den Ringmodulator und andere Parameter), und der eingebaute Federhall mit einbezogen. Dabei habe ich etwas gelernt:

Distortion !

Ein Verzerrer ist gar nicht im ARP zu finden, trotzdem lassen sich scheinbar alle Module des 2600 er in die Verzerrung treiben. Hauptwerkzeug ist dabei der externe Eingang, der den Pegel, laut aufgedruckter Skala, bis auf das 1000 fache verstärkt. Dank Drehregler mit stufenlosen Zwischenstadien. Also von clean bis zur Unkenntlichkeit verzerrt.

Der 4072 / 4075 – Filter Bug

Der Filter – Bug des späten ARP, der die Frequenzen oberhalb von spätestens 12kHz abschneidet, egal, wie weit man den Cutoff Schieberegler auch aufzieht, löst sich in Rauch bzw. viel höhere Frequenzen auf, sobald man die Resonanz leicht erhöht. Damit wäre eines klar. Man erkennt das 4072 Filter wohl doch nicht daran, dass man es in Eigenschwingung versetzt, dann mit Cutoff nach oben fährt und dabei auf einen angeschlossenen Analyser guckt. Schwingt das Filter als Oszillator geht es sehr wohl über diese 12 kHz hinaus.

Man kann das 4072 vom 4012er Moog Filter eher dadurch unterscheiden, dass es bei steigender Resonanz mehr Pegel verliert. Damit wird der Klang scheinbar ausgedünnt. Das lässt sich durch höhere Lautstärke ausgleichen. Zudem öffnet es eben nur bis 12 kHz, wenn der Resonanzregler auf Linksanschlag steht. Das 4012 – Filter öffnet auch ohne Resonanz bis über das Hörspektrum hinaus auf schwindelerregende 35 kHz.

Das 4072er ist allerdings trotzdem cool und charakterstark. Deshalb ist in den KORG Odysseys wohl auch sein Bruder, das 4075 (ziemlich gleich, nur mit weniger Spannung betrieben) noch mit drin, also als brauchbar befunden worden.

Splittet man den Ausgang des Vorverstärkers, kann man das Signal auch ungefiltert in den VCA – Mixer einklinken. Dann erhält man zusammen mit dem Filterausgangssignal je nach Mischungsverhältnis Hoch- oder Bandpassklänge.

Auch interessant: Wird das 4072 Filtermodul mit zu viel Pegel am Eingang überfahren (ab dem 2. ganz aufgezogenen Eingangskanal), zerbröselt der Klang förmlich zu krümeliger Distortion. Noch etwas mehr, und das Signal verstummt. Sobald man die Resonanz erhöht, gewinnt man Headroom, und damit ein sauberes Signal zurück.

Der Federhall

Ich habe den ARP noch nie aufgemacht. Werde ich auch nie, aber der Federhall klingt für mich nicht zu klein, wie es viele über die späte orange Version sagen. Nun kann es aber durchaus sein, dass damals überzählige Teile aus den Vorgängerversionen mitverarbeitet wurden, und ich per Zufall den grösseren Reverbtank in meinem 2600er habe. Man bedenke: ARP war zu der Zeit möglicherweise schon in Schwierigkeiten und musste auf Ersatzteile zurückgreifen. So jedenfalls die Sage.

Es soll auch Modellvarianten des 2601 (der orange ARP) gegeben haben, die mit einem 4012 Filterbaustein in die Welt gingen. Hm… wer weiß das schon so genau.

Hier ist unser Testlied in einer etwas volleren Version, für den Fall der Neugier:

 

 

Also dann, habt Spaß!

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